arte

Krippen - Kleine Kinder, großes Geld

Info, Gesellschaft + Soziales • 09.09.2025 • 20:15 - 21:10 heute
In Europa variiert der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die außerhalb des Elternhauses in einer Kindertagesstätte oder von einer Tagesmutter betreut werden, stark zwischen den einzelnen Ländern.
Vergrößern
In Frankreich ist eine Betreuungskraftkraft für vier bis fünf Kinder unter drei Jahren erforderlich. Der Betreuungsschlüssel variiert in Europa von Land zu Land.
Vergrößern
In Europa ist Kinderbetreuung zu einem lukrativen Geschäft für private Konzerne geworden.
Vergrößern
In einem Vorort von Leicester steht die Kindertagesstätte „Smarties“ seit zwei Jahren leer. Die hoch verschuldete Unternehmensgruppe „Welcome Nurseries“ schloss über Nacht und ließ Hunderte Familien ohne alternative Betreuung zurück.
Vergrößern
Originaltitel
Crèches, razzia sur les bébés : La face cachée des crèches privées
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2025
Info, Gesellschaft + Soziales
Wie ist es Unternehmen gelungen, die Tagesbetreuung von Kleinkindern zu einem lukrativen Geschäftsmodell zu machen? Und wie konnte es passieren, dass ganze Gesellschaften ihren Nachwuchs internationalen Investmentfonds anvertrauen? Als die Tageszeitung Le Progrès aus Lyon am 23. Juni 2022 über den Tod eines elf Monate alten Mädchens in einer privaten Kindertagesstätte des Unternehmens People&Baby berichtete, wurde die französische Öffentlichkeit erstmals auf gravierende Missstände in der Kindertagesbetreuung aufmerksam. Eine Angestellte hatte dem Mädchen Abflussreiniger eingeflößt, damit es zu weinen aufhört. Der Polizei erklärte sie, sie sei mit den Nerven am Ende gewesen. Fachliche Qualifikationen im Bereich der Kleinkinderbetreuung besaß sie nicht. Die Dokumentation lässt ehemalige Beschäftigte einiger der größten Kinderbetreuungsunternehmen zu Wort kommen. Sie berichten, wie es vor Ort wirklich zugeht: zu wenig Personal, streng rationierte Mahlzeiten und Windeln, vertuschte Fälle von Kindesmisshandlung. Kita-Konzerne mit wohlklingenden Namen wie Babilou, Les Petits Chaperons Rouges, La Maison Bleue oder People&Baby sind in Frankreich bereits seit Jahren etabliert und expandieren nun nach ganz Europa. Sie kaufen in Deutschland, Belgien und der Schweiz lokale Kita-Netze auf, fusionieren diese und werben aktiv um das Wohlwollen von Abgeordneten und Unternehmen. Doch um welchen Preis? Warum dürfen Unternehmen die Betreuung von Kleinkindern (wie schon bei den Senioren und auch hier nicht ohne Skandale) zu einem Geschäftsmodell machen? Die investigative Recherche deckt auf, welche wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Mechanismen dazu geführt haben, dass aus der Tagesbetreuung von Kleinkindern eine Lizenz zum Geldverdienen für Start-ups und Marktführer geworden ist. Beleuchtet werden vor allem die Machenschaften der Großkonzerne in diesem Sektor, der allein in Frankreich mit über 80.000 Betreuungsplätzen einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet.